Streiks sind eine Herausforderung für Eltern, da sie die Betreuung der Kinder beeinträchtigen. Zugleich sind sie das Mittel der Gewerkschaften, für bessere Arbeitsbedingungen und damit auch für eine bessere Kinderbetreuung einzutreten. Wir beantworten hier einige Fragen rund um Streiktage in Kinderzentren.
Symbolfoto: Daniel Duarte auf Pexels.com
Streik ist eine Arbeitskampfmaßnahme, die in Deutschland im Grundgesetz (Artikel 9, Absatz 3) verankert ist.
Im Rahmen von Tarifverhandlungen können Gewerkschaften (in Kitas sind das vor allem Verdi und GEW) zu bestimmten Zeitpunkten zu einem (Warn-)Streik aufrufen, dem sich alle Beschäftigten anschließen können. Abläufe und Maßnahmen von Tarifverhandlungen und Streiks sind rechtlich genau geregelt.
In der Regel erscheinen Mitarbeitende, die sich einem Streik anschließen, an diesem Tag nicht bei der Arbeit, sondern nehmen an Demonstrationen oder Kundgebungen teil, die durch die Gewerkschaft organisiert werden. Sie erhalten für diesen Tag keinen Lohn. Mitglieder von Gewerkschaften, die regelmäßig ihren Mitgliedsbeitrag an die Gewerkschaft zahlen, erhalten von der Gewerkschaft einen finanziellen Ausgleich in Form von Streikgeld. Dieser Betrag reicht aber in der Regel nicht aus, um den ausgefallenen Lohn für den Tag zu auzugleichen.
Für Mitarbeitende der Kirche gelten andere arbeitsrechtliche Grundlagen, nach denen sie nicht streiken dürfen. Kirchliche Kinderbetreuungseinrichtungen sind daher in der Regel nicht von Streiks betroffen.
Bei den Tarifverhandlungen im Frühjahr 2023 und dem damit verbundenen Warnstreik wird in erster Linie eine bessere Bezahlung für die Beschäftigten gefordert. Aufgrund der gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten fordern die Gewerkschaften 10,5% mehr Lohn für alle, mindestens aber 500€ mehr pro Monat.
Weiterhin fordern die Gewerkschaften 200€ mehr für Studierende, Auszubildende und Praktikant/innen, sowie eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden.
Durch die bessere Bezahlung soll die Arbeit in Kitas attraktiver werden, um dem enormen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Die Forderungen der Gewerkschaft sind dieses Jahr besonders hoch. Schon seit 1974 wurde keine so hohe Forderung mehr diskutiert wie in diesem Jahr.
Als Eltern sehen wir tagtäglich wie wichtig und wertvoll, aber auch anstrengend die Arbeit der Erzieher/innen in den Kitas ist. Wir teilen daher die Forderung nach einer besseren Bezahlung und mehr Wertschätzung der Arbeit der Erzieher/innen.
Der Fachkräftemangel macht sich in den Einrichtungen immer mehr bemerkbar und bereitet uns Eltern große Sorgen. Für die Einrichtungen wird es immer schwieriger diesen Personalmangel aufzufangen und eine gute Betreuung für alle Kinder zu gewährleisten. Viele Eltern waren in den vergangenen Wochen und Monaten mit häufigen Notdiensten in den Einrichtungen ihrer Kinder konfrontiert, dies wird sich bei zunehmendem Fachkräftemangel noch weiter verschärfen.
Wir teilen daher die Forderung nach einem besseren Lohn für Erzieher/innen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Forderung nach einer besseren Bezahlung und unbefristeten Übernahme von Auszubildenden.
Gleichzeitig sind Familien aktuell selbst stark belastet durch die vielen Krankheitswellen der letzten Wochen und Monate, durch die vielen Notdienste aufgrund von Personalmangel und durch die vielen Kita-Schließungen aufgrund von Corona in den letzten drei Jahren. Auch die Familien sind von der Inflation und den gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen betroffen und dringend auf verlässliche und gute Kinderbetreuung angewiesen, um ihren eigenen Lebensunterhalt stemmen zu können und um Kinderarmut zu verhindern.
Wir sehen ein Problem darin, dass der Streik in Kitas nicht in erster Linie Arbeitgeber/innen und politische Entscheidungsträger/innen trifft. Der Arbeitskampf wird auf dem Rücken der Familien und Kinder ausgetragen. Wir wünschen uns eine größere Sichtbarkeit für die Belastung der Familien durch einen solchen Streik.
Wir fordern Arbeitgeber und Kommunen dazu auf, sich für eine schnelle Einigung mit den Gewerkschaften einzusetzen, um dem Fachkräftemangel dauerhaft entgegenzuwirken und die Belastung der Familien durch weitere Streiks gering zu halten.
Wir bitten verdi und GEW darum, uns Eltern in den Protest miteinzubeziehen und den Arbeitskampf nicht auf dem Rücken der Familien auszutragen. Wir unterstützen die inhaltlichen Forderungen der Gewerkschaften und würden uns gerne gemeinsam für eine bessere Bezahlung der Beschäftigten und gegen den Fachkräftemangel einsetzen - ohne dies auf Kosten der Eltern und Familien zu tun.
Vernetzt und unterstützt euch gegenseitig. Gerade, weil wir damit rechnen müssen, dass es noch zu weiteren Streiktagen kommen kann, ist es wichtig sich eigene Ressourcen und Kraft gut einzuteilen, Hilfe anzubieten und anzunehmen. Wenn ihr es schafft, euch einen halben Tag freizuschaufeln, ladet die Freund/innen eurer Kinder ein und beim nächsten Streiktag wird euer Kind vielleicht woanders eingeladen. Denkt hier vor allem auch an Familien, die bei euch im Kinderzentrum (noch) nicht so gut vernetzt sind.
Vielleicht gibt es die Möglichkeit eine kleine private Notbetreuung auf dem nächstgelegenen Spielplatz anzubieten, bei der sich die Eltern abwechseln und reihum auf eine kleine Gruppe Kinder aufpassen.
Informiert eure Arbeitgeber und euer privates Umfeld über den Streik und die Belastung, die für eure Familie dadurch entsteht. Durch mehr Sichtbarkeit und Interesse der Öffentlichkeit, kommt es hoffentlich schneller zu Verhandlungsergebnissen.
Wenn ihr die Forderungen der Erzieher/innen teilt, unterzeichnet entsprechende Petitionen. Je mehr Menschen sich daran beteiligen, desto höher sind die Aussichten auf Erfolg.
Oder geht selbst mit auf die Straße und demonstriert für die Forderungen der Gewerkschaften.
Bitte schreibt uns als Gesamtelternbeirat welche Ideen und Gedanken ihr zum Thema Streik habt.
Welche Stimmung nehmt ihr bei euch im Haus in der Elternschaft wahr?
Habt ihr gute Vorschläge und Beispiele für gegenseitige Unterstützung der Eltern aus euren Einrichtungen?
Wie läuft bei euch die Kommunikation zwischen Eltern, Leitung und streikenden Mitarbeitenden?
Was wünscht ihr euch vom GEB zum Thema Streik?
Eure Wünsche helfen uns, die richtigen Aussagen zu treffen und passende Informationen zusammenzutragen. Vielen Dank dafür!